Visit Sponsor

Written by: Lifestyle Lifestyle Archiv

Mark Keller im Enzkreis Rundschau Interview

Mark Keller, 1965 in Überlingen geboren, ist Schauspieler und Sänger. Bekannt wurde er durch seine Rolle des Kommissar André Fuchs in der Kultserie »Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei«. Keller spielte in unzähligen Fernsehserien, TV- und Kinofilmen. Seit 2008 verkörpert er Dr. Kahnweiler in der Erfolgsserie »Der Bergdoktor«. Keller hat zwei Söhne und lebt in Köln und am Bodensee. Jetzt hat er das Buch „Über Glück“ (Riva Verlag) veröffentlicht. In unserem Interview erzählt er uns mehr darüber.


Herr Keller, wie kamen Sie auf die Idee, dieses Buch zu schreiben?
Ich nehme mich selbst nicht so wichtig, um über mich und mein Leben ein Buch zu schreiben. Aber der Riva-Verlag trat an mich heran und fragte mich, ob ich ein Buch zum Thema Glück schreiben wolle. Anhand meiner Lebensgeschichte mit vielen Höhen und Tiefen und meiner positiven Energie fand man im Verlag, dass das eine gute Story ist. Meine Geschichte ist wie ein Film. Ich möchte damit junge Leute motivieren, an sich zu glauben und auch trotz Niederlagen niemals aufzugeben.

Was ist das für ein Gefühl, das eigene Buch in den Händen zu halten?
Es ist ein schönes Gefühl, meine Geschichte festgehalten zu haben. Dass ich die Möglichkeit bekommen habe, dieses Buch zu machen, ist schon etwas Besonderes.

Was ist Glück für Sie?
Mein großes Glück ist meine Familie, die immer fürein­ander einsteht und die mich sehr stolz macht. Mein kleines Glück ist, dass ich dieses Buch und auch mein erstes Album in diesem Jahr machen konnte. Die ganze Reise dahin war ein großes Abenteuer. Dass ich beides jetzt in den Händen halten kann, das macht mich sehr glücklich. Und wer mich außerdem sehr glücklich macht, ist mein treuer Begleiter, mein Hund „Cooperle.“ Er hat mein Herz im Sturm erobert (lacht).

Sie haben sich trotz Niederlagen nie unterkriegen lassen…
Egal, wie schwer die Situation gerade ist, in der man steckt, es lohnt sich immer für seine Ziele zu kämpfen. Sich auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren, bei sich zu bleiben, sich nicht zu verlieren, das hat mir immer geholfen. Und oft habe ich hinterher festgestellt, dass alles seinen Sinn und Zweck hatte im Leben. Und wenn ich mein Leben im Rückblick betrachte, waren die Entscheidungen, die ich in gewissen Situationen getroffen habe, richtig. Im Rückblick neigt man ohnehin dazu, die Dinge zu vergessen, die nicht so gut gelaufen sind und erzählt lieber die schönen Geschichten. Das liegt in der Natur des Menschen.

Würden Sie heute im Rückblick etwas anders machen?
Nein, ich würde nichts anders machen. Es ist auch mühselig, darüber nachzudenken, was ich anders machen würde. Ich stehe zu meinen Entscheidungen und ich bin dankbar für die tolle Zeit, die ich erleben durfte. Für die Höhen und die Tiefen. Wenn ich sehe, wie sich die Welt verändert hat, was wir in den letzten Jahren alles erlebt haben und mit welcher Ungewissheit wir in die Zukunft blicken, dann kann ich wirklich nur dankbar sein für mein Leben, und dass ich in dieser Zeit groß geworden bin. Was ich an schönen Erlebnissen hatte, das ist unbezahlbar. Dessen bin ich mir völlig bewusst.

Was ist die wichtigste Botschaft, die Sie den Lesern mitgeben möchten?
Der Schlüssel zum Glück liegt in der Einfachheit. Das war immer der Leitsatz in meinem Leben. Das Glück steckt in den kleinen Dingen. Man muss sie nur sehen.

Sie sind recht bescheiden bei Ihrer Oma aufgewachsen, die immer an Sie glaubte…
Ja, meine Oma Hedwig war mein Ein und Alles. Ohne sie wäre ich wahrscheinlich im Kinderheim gelandet, weil meine Mutter leider starb, als ich 8 Monate alt war. Meine Oma hat mich aufgezogen wie ihren eigenen Sohn, war immer für mich da, hat immer an mich geglaubt. Sie war auch diejenige, die mich dazu gebracht hat, mich für das Casting der Rudi-Carrell-­
Show zu bewerben, bei dem junge Talente gesucht wurden. Ich wurde genommen und gewann die Show, nachdem ich „Everybody loves somebody“ von Dean Martin gesungen hatte. Meine Oma war so glücklich und stolz auf mich. Sie wird immer einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben bleiben. Ich habe ihr so viel zu verdanken.

Ihre Oma starb in Ihren Armen…
Das stimmt. Und ich bin sehr froh, dass ich in diesem Moment bei ihr sein konnte. Sie hatte mit 83 Jahren einen Schlaganfall erlitten und wurde danach zu Hause von der Familie gepflegt. Als ich den Anruf bekam, dass sie wahrscheinlich nicht mehr lange leben würde, war ich gerade beruflich in London unterwegs. Sofort flog ich nach Hause und schaffte es gerade noch rechtzeitig, um sie noch einmal sehen zu können. Ich nahm sie in den Arm und spürte, wie ihr Herzschlag immer langsamer wurde. Wenige Sekunden später hörte ihr Herz auf zu schlagen. Ich hatte das Gefühl, sie hat nur noch auf mich gewartet.

Ihr Vater sagte Ihnen als Junge, man muss nur „einmal mehr aufstehen“, als man fällt. Ist das auch Ihr Lebensmotto?
Ja, es ist die Geschichte meines Lebens. Klar, gab es auch in meiner Karriere Rückschläge und manche sagten zu mir: „Das klappt ja eh nicht als Sänger, lerne lieber etwas Bodenständiges.“ Ich habe dann eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker gemacht, hatte aber zwei linke Hände und nie in dem Beruf gearbeitet. In all der Zeit habe ich immer festgehalten an meinem Traum. Selbst als ich im Jahr 2000 mit meinem Film „I love you“, den ich produziert hatte und mit dem ich sehr viel Geld verloren habe, sinnbildlich gesprochen am Boden lag. Auch damals bin ich wieder aufgestanden. Ich habe weitergemacht und weitergekämpft. Aufgeben kam nie infrage für mich. „Einmal mehr aufstehen“ begleitet mich mein Leben lang. Deshalb wurde ein Liedtext für mich dazu geschrieben. Der Text trifft genau den Punkt und der Song ist auf meinem ersten Album „Mein kleines Glück“ zu hören.

Aaron, der ältere Ihrer beiden Söhne, hat auch eine großartige Stimme. Wie unterstützen Sie ihn bei seiner Musik-Karriere?
Ich unterstütze ihn dort, wo ich kann. Er hat eine wirklich tolle Stimme und ich bin mir sicher, dass er seinen Weg in die richtige Richtung gehen wird.

Wie ähnlich sind Sie sich?
Aaron und ich sind uns sehr ähnlich. Ich sage immer: Er hat alles von mir – nur in einem besseren Update. Aaron selbst nennt sich „Update 2.0“, also er sieht sich als die weiterentwickelte, bessere Version von mir (lacht). Aber auch Joshua, mein jüngerer Sohn, hat sehr viel von mir. Wir sind uns alle drei sehr ähnlich.

Worin sind Aaron und Sie grundverschieden?
Das Einzige, wo wir wirklich grundverschieden sind, ist das Thema Pünktlichkeit. Das ist Aaron nicht zu vermitteln. Das kriegt man nicht in seinen Kopf. Wenn wir uns für 20 Uhr verabreden, kann man davon ausgehen, dass es bei ihm mindestens 20.30 Uhr, wenn nicht sogar 21 Uhr wird. Das hat er nicht von mir. Mein Sohn Joshua dagegen ist immer superpünktlich.

Sie sind früh Vater geworden…
Na ja, für damalige Verhältnisse war das nicht wirklich früh. Ich war 28 Jahre, als Aaron geboren wurde.
Allerdings war ich beruflich zu der Zeit sehr eingespannt und steckte gerade in den Anfängen meiner Fernsehkarriere mit der ARD-Serie „Sterne des
Südens“. Es war eigentlich nur früh im Sinne meiner beruflichen Tätigkeit.
Wie hat diese Erfahrung, plötzlich Vater zu sein, Sie verändert? Sind Sie durch die neue Verantwortung reifer geworden?
Reif bin ich ja bis heute noch nicht (lacht). Ich war damals komplett im Job engagiert, war monatelang im Ausland unterwegs. Wir haben in Ferienclubs weltweit gedreht. Finanziell hatten wir keine Sorgen, das konnte ich durch meine Rolle abfedern. Die größte Sorge für die meisten jungen Väter ist ja das Geld, man fragt sich: Wie kann man das alles stemmen, was kann man dem Kind bieten? Die Frau kann nicht arbeiten, als Mann muss man für alle sorgen. Durch die Hauptrolle in „Sterne des Südens“ hatte ich ein sicheres Einkommen, das war beruhigend.

Sie konnten die Familie finanziell versorgen, haben Ihren Sohn aber nicht oft gesehen…
Ja, das war so. Andererseits braucht ein Baby im ersten Jahr in erster Linie seine Mutter. Meine Ex-Frau hat mich mit dem Kleinen auch hin und wieder am Set besucht, wenn wir in der Türkei oder in Spanien gedreht haben. So habe ich seine Entwicklung mitbekommen und gesehen, wie der kleine Mann immer größer wurde.

Viele kennen Mark Keller in erster Linie als Schauspieler. Wofür schlägt Ihr Herz mehr? Für die Musik oder den Film?
Ich habe immer gesagt, Film und Musik gehören für mich zusammen. Ich habe immer beides gemacht. Gesang allein wäre damals nichts für mich gewesen. Ein Traum von mir wäre mal einen Musikfilm zu machen, aber jetzt bin ich einfach nur glücklich, dass ich meinen Kindheitstraum erfüllen konnte. Nämlich zum Film zu gehen und Musik zu machen.

Befassen Sie sich mit Ihrer eigenen Endlichkeit oder verdrängen Sie das Thema?
Natürlich denke ich daran. Ich hoffe, dass ich noch ein paar Jahre Musik machen kann, aber ich weiß eben auch: Meine Tage sind gezählt. Wenn ich gesund bleibe, habe ich vielleicht noch zehn gute Jahre, vielleicht auch 15. Das weiß niemand. Ich habe ein schönes Leben gehabt und alles, was jetzt kommt, ist ein wunderbares Geschenk.

Was sagt Ihre Freundin Anna, mit der Sie in Köln leben, zu dem Buch?
Anna freut sich riesig für mich. In diesem Jahr hat sich mein großer Wunsch erfüllt, dass ich mein erstes Album auf den Markt gebracht habe. Und jetzt ist noch mein Buch erschienen. Sie weiß, wie viel Herzblut ich in beide Projekte gesteckt habe und in dem Buch liest sie vielleicht auch noch die ein oder andere Geschichte, die sie noch nicht von mir kannte (lacht).

Sie haben einmal gesagt, dass Sie froh sind, dass Anna es mit Ihnen aushält…
Ja, wir sind nun seit elf Jahren zusammen und das Leben an meiner Seite ist nicht immer einfach. Ich habe jahrelang versucht, mit meiner Musik Fuß zu fassen, immer in der Hoffnung, dass es irgendwann ja mal klappen muss. Für die Beziehung blieb auch oft nicht so viel Zeit. Aber Anna hat mich immer in allem unterstützt und immer alles mit mir geteilt.

Gibt es jemanden, dem Sie das Buch widmen?
Ich widme das Buch allen Menschen, die ähnliche Erfahrungen haben wie ich. Und ich würde mich freuen, wenn es mir gelingen würde, dem einen oder anderen jungen Menschen zu vermitteln, dass man niemals aufgeben und immer an sich glauben sollte. Seid mutig euren Weg zu gehen und versucht das Glück in den kleinen Dingen des Lebens zu sehen.

Wie wollen Sie in Erinnerung bleiben?
Das soll ja kein Nachruf werden. Ich hoffe, dass ich noch ein paar Jahre lebe (lacht). Aber es wäre natürlich cool, wenn meine Familie, meine Jungs eines Tages über mich sagen: „Unser Papa war ein guter Junge!“


Foto: © Nils Schwarz / Text: Martina Mack
Last modified: 9. Juni 2023