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Written by: Lifestyle Lifestyle Archiv

Sky du Mont im Enzkreis Rundschau Interview

Sky du Mont wurde 1947 in Buenos Aires geboren und wuchs in München, der Schweiz und London auf. Als Schauspieler ist er in zahllosen nationalen und internationalen Kino- und TV-Filmen zu sehen, wie in Stanley Kubricks „Eyes Wide Shut“ und „Der Schuh des Manitu“. Er hat mehrere Drehbücher und Romane verfasst. „Ungeschönt“ ist sein bisher persönlichstes Werk.

Die Sache mit dem Älterwerden – Sky du Mont erzählt übers Älterwerden. Dabei geht es um die schönen Seiten des Alters und die Zumutungen ebenso wie um die Kunst, würdevoll und heiter durch die letzte Lebensphase zu gehen. Nach mehreren Romanen mit fiktivem Alter Ego ist dieses autobiograpische Buch das bislang persönlichste Werk des Autors. Ein Buch, das nicht nur für die Älteren geschrieben ist, sondern auch für die jetzt noch Jungen, die oft gar nicht wissen, wieviel pralles Leben noch auf sie zukommt, wenn sie das „Altern“ annehmen, wie großartig ihre Großeltern sind, wie wertvoll Wissen und Erfahrung der Alten auch für sie sein können. Vor allem aber möchte der Autor einen heiteren Spaziergang durch die späten Jahre unternehmen und allen zurufen: „Freunde, es ist (ziemlich) gut, wie es ist. Und es wird noch besser, weil wir das Beste daraus machen!“


Foto: Manfred Baumann

Ihr neues Buch „Ungeschönt: Alt war auch schon mal schlimmer“ ist vor kurzem erschienen, auf was dürfen sich die Leserinnen und Leser in Ihrem neuen Buch freuen?
Auf eine persönliche und ehrliche Betrachtung des Älterwerdens. Es ist ein wichtiges Buch für mich, da ich bei meinen vielen Lesungen immer wieder feststelle, dass das Älterwerden ein berührendes und bewegendes Thema für uns alle ist. Deshalb habe ich mich entschieden, ein sehr persönliches und sehr offenes Buch darüber zu schreiben. Ich wollte mich eben nicht nur hinter vielen Pointen verstecken und das Alter auf eine besonders witzige Art betrachten. Ein bisschen Schalk ist sicherlich immer noch enthalten. Erstens, weil ich finde, dass auch das Älterwerden nicht ausschließlich eine bierernste Angelegenheit ist, zweitens, weil es natürlich auch seine schönen Seiten hat.

Wie lange haben Sie an ihrem neuen Buch geschrieben?
Ungefähr sechs bis sieben Monate. Das Buch hat diese Zeit gebraucht, weil ich mich dem Thema Älterwerden ehrlich stellen wollte. Dank meiner Lesungen habe ich viele Menschen kennengelernt, die sich mit den gleichen Fragen beschäftigen. Natürlich ist jedes Leben und jeder Mensch anders. Deshalb kann ich in diesem Buch auch keine allgemeingültigen Weisheiten verkünden. Ich kann nur meine Gedanken und Gefühle offenbaren, meine bescheidenen Erkenntnisse teilen und ansonsten auf die Milde der Leserinnen und Leser hoffen.

Wie halten Sie sich körperlich und geistig fit?
Ich habe junge Kinder! Und mache viel Sport. Was die Vergesslichkeit angeht, die viele mit dem Älterwerden verbinden, habe ich meine eigene laienhafte These entwickelt: Ich glaube, wer ein gewisses Alter erreicht hat, hat gelernt, zu selektieren. Man merkt sich nicht mehr jeden Kleinkram, sondern eben nur noch die wirklich wichtigen Dinge. Ich weiß also, wo auf welchem Kanal das Champions-League-Spiel läuft. Aber ich weiß nicht immer, wo der Schlüssel liegt und wo das Auto geparkt ist. Vergesslichkeit ist etwas, worüber man sich selbst oft gar nicht so ärgert, wofür man aber ständig Kopfschütteln oder sorgenvolle Anteilnahme erntet. Ich finde, jenseits der 60 darf man da tolerant mit sich sein.

Ab wann ist man eigentlich alt?
Man ist schon in jungen Jahren für Dinge zu alt. Zu einem Vierjährigen sagen die Eltern: „Hör auf, Daumen zu lutschen, dafür bist du doch jetzt zu alt.“
Und so geht es weiter, bis man in die Grube kippt … Interessant finde ich, dass einem andere sagen oder einem zumindest das Gefühl geben, man wäre für bestimmte Dinge zu alt, während man selbst oft gar nicht darüber nachgedacht hätte.

Aktuell befreien sich immer mehr Menschen aus überholten oder einengenden Rollen. Welche „Alters-Klischees“ würden Sie gern verabschieden?
Zum Beispiel, dass man mit sechzig zu alt ist für hippe Kleidung oder mit siebzig zu alt für eine leidenschaftliche Beziehung. Meiner Meinung nach gehört es zum Alter dazu, dass man selbst darüber entscheidet, wie man sich gibt, was man will und wohin es einen zieht. Ich würde von vornherein niemand in ein Klischee stecken!

Es ist ja quasi ein Diktat unserer Zeit, dass wir alle „jung bleiben“ sollen. Hat das Älterwerden denn überhaupt keine guten Seiten?
Tatsächlich wollte ich im Gegenteil immer älter werden und nicht jung bleiben. Ich hatte kaum Arbeit, denn einen jungen „Schauspieler“ hat man in der Branche nicht wirklich ernst genommen. Es ist vielleicht das umgekehrte Problem, das für Schauspielerinnen gilt, die zurecht beklagen, dass es so wenige gute Rollen ab einem bestimmten Alter für sie gibt. Jetzt habe ich den Respekt erlangt, nach dem ich mich immer gesehnt hatte. Einen „älteren Herren“ oder eine „ältere Dame“ behandelt man einfach anders. Ich finde es nicht mehr nötig, mich für Dinge rechtfertigen zu müssen, für die ich nicht verantwortlich bin. Und das ist nur eine der guten Seite des Älterwerdens. Im Buch beschreibe ich noch viele mehr.

Sie kommen aus einer gut betuchten Verlegerfamilie. In einem Interview haben Sie erklärt, dass der Start in Ihr Berufsleben nicht leicht war. Was meinten Sie damit?
Ich wollte nie vom Geld Anderer leben, wollte es selbst schaffen! Natürlich sollte ich nicht Schauspieler werden. Meine Mutter wollte, dass mein Bruder Chirurg wird, ich sollte Diplomat werden… Das wollte ich nicht. Und das wollte ich manifestieren, indem ich kein Geld angenommen habe. Geschadet hat mir das übrigens nicht.
Ihre Stimme und Ihr Aussehen sind unverkennbar. Gibt es einen Tag, an dem Sie nicht erkannt oder angesprochen werden, wenn Sie durch die Hamburger City spazieren?
Das ist sehr unterschiedlich. Manchmal erkennt mich niemand und ab und zu viele. Beides ist vollkommen okay.

Im Mai wurden Sie 75, keine Gedanken an den Ruhestand und was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Meine Kinder sollen die Ziele erreichen, die sie sich wünschen. Und ich möchte gesund bleiben und weiter mein Leben genießen! Auch wenn ich nicht weiß, wieviel Zeit mir dafür noch bleibt, habe ich eine Liste mit den Dingen, die ich gerne noch unternehmen und erleben möchte. Es sind Dinge, von denen ich sicher weiß, dass sie mir ein Plus an Freude bescheren. Freude darüber, dass ich mir etwas gegönnt habe, was ich mir schon lange gewünscht habe.

Das Interview führte Benny Clausing exklusiv für die Enzkreis Rundschau.

Last modified: 7. Dezember 2022