Engagieren sich für sichere und alltagsnahe Mobilität auf zwei Rädern:
Familienvater Tobias Wiener, der Engelsbrander Gemeinderat Wolfgang Reich und Christine Fischer vom Vorstand des ADFC Pforzheim-Enzkreis.
Bild: Enzkreis; Fotograf Sebastian Seibel
Es gibt viele Argumente, die für das Radfahren sprechen: Bewegung ist gesund, Radfahren kostet deutlich weniger als andere Verkehrsmittel und bei Strecken unter fünf Kilometern ist man mit dem Fahrrad häufig sogar schneller als mit dem Auto. Nicht zuletzt ist Radfahren auch gut für das Klima.
„Der Enzkreis engagiert sich schon seit vielen Jahren für die Förderung des Radverkehrs, nicht zuletzt mit der Gründung der Radverkehrskommission 2001“, erläutert Radverkehrsmanagerin Andrea Wexel vom Amt für nachhaltige Mobilität. Ein wichtiges Ziel sei, den Anteil des Radverkehrs am Modal Split zu erhöhen – Modal Split meint dabei die prozentualen Anteile der einzelnen Verkehrsmittel an der gesamten Verkehrsleistung.
In Kooperation unter anderem mit den Kommunen, Fahrradverbänden, der Polizei, Naturschutz- und Umweltverbänden ist im Enzkreis 2021 ein Radverkehrskonzept entstanden, das baulastträgerübergreifend die Infrastruktur für den Radverkehr verbessern und so das Verkehrsmittel Fahrrad stärken soll. Damit kommt der Enzkreis zusammen mit seinen Kommunen dem Ziel näher, fahrradfreundlich zu werden.
Das Fahrrad als Verkehrsmittel
„Der erste Schritt für das Radverkehrskonzept war die Ermittlung des Standes der Infrastruktur, bei dem alle Strecken mit dem Rad befahren wurden. Aus dem Befahrungsergebnis wurden in einem zweiten Schritt notwendige Maßnahmen zur Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur entwickelt“, beschreibt Andrea Wexel. Auch die Nachbarkreise wurden in das Konzept mit einbezogen. Um die Infrastruktur zu verbessern, müssen nicht nur Straßen, sondern auch sichere Abstellmöglichkeiten wie Fahrradboxen berücksichtigt werden. „Wir als Enzkreis beraten und unterstützen die Kommunen hier bei Bedarf“, so Wexel.
Unter touristischen Gesichtspunkten ist der Enzkreis bereits sehr gut erschlossen. Der Der Nagoldtal- und Enztal-Radweg bilden dabei die großen Achsen.
Für Alltagsradler bleibt aber noch einiges zu tun, straßenbegleitend müssen zum Beispiel noch Lücken geschlossen werden. Das Radverkehrskonzept bietet hier einen guten Fahrplan. Bei der Umsetzung von Maßnahmen gibt es manchmal Reibungspunkte wie enge Straßenquerschnitte und konkurrierende Nutzungsansprüche. Da sind Kompromisse nötig, möchte man noch eine Möglichkeit für Radfahrende unterbringen. Die Einrichtung von Radfahrstreifen oder Schutzstreifen kann auch dazu führen, dass Parkplätze wegfallen, was bei Autofahrern häufig auf wenig Verständnis stößt. „Gleichzeitig wollen wir auch die Kommunikation rund um das Radfahren verstärken“, sagt Wexel. Deshalb beteiligt sich der Enzkreis an Programmen wie „RadKULTUR“ und „Stadtradeln“, um so Bürgerinnen und Bürger auf das Fahrrad als Verkehrsmittel aufmerksam zu machen.
Vom Plan zur Umsetzung
Das Radverkehrskonzept des Enzkreises findet beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Zustimmung, insbesondere die Ideen, die das Radeln im Alltag attraktiver machen. „Aber jetzt geht es an die Umsetzung“, betont Christine Fischer vom Vorstand des ADFC Pforzheim-Enzkreis. Um die ambitionierten Ziele zeitnah zu erreichen, müsse der Enzkreis noch mehr Engagement zeigen. Notwendig sei außerdem die Kooperation der Grundstückseigentümer, deren Grund und Boden für den Lückenschluss zum bereits bestehenden Fahrradweg benötigt werde. „Manchmal dauern die Verhandlungen mit den Grundstücksbesitzern Jahre. Unser dringender Appell ist deshalb: Bitte unterstützen Sie die Radwege!“, so Fischer. Denn, so zeige sich in vielen deutschen und europäischen Städten: „Wer Radwege sät, wird Radfahrerinnen und Radfahrer ernten.“