Herzlichen Glückwunsch: Deutschlands erfolgreichste Quizshow feierte im Juni „Das Jubiläum zur 1.500. Sendung“ mit einer großen WWM-Überraschungsshow für Sie. Lassen Sie sich da gerne überraschen oder war Ihnen bei dem Gedanken etwas mulmig?
Sie haben recht. Ich behalte in Sendungen eigentlich lieber die Kontrolle. Bei dieser Sendung galt allerdings das Prinzip ´Denn er weiß nicht, was passiert´. Und ich hatte auch keine Ahnung auf welche Kandidaten oder Gäste ich treffe. Das war spannend.
Sie gingen ahnungslos in die Show und mussten spontan improvisieren: Liegt in dieser Unvorhersehbarkeit der besondere Reiz der Show?
Natürlich. Man muss auf alles gefasst sein oder sogar damit rechnen, dass einem die peinlichsten Szenen aus 21 Jahren WWM noch einmal vorgeführt werden.
Sie agieren angstfrei und die Zuschauer lieben Sie dafür. Doch wie gehen Sie damit um, wenn Ihnen ein Fauxpas passiert?
Schnell zugeben und mit dem Fehler leben. Das hat sich in der Vergangenheit bewährt. Außerdem ist das Fernsehen einer der wenigen Arbeitsplätze, wo die Kunden sich über Fehler im Allgemeinen freuen. Es gibt nichts Schöneres als Fernsehpannen, die wirklich spontan entstanden sind.
Bei allen gesellschaftlichen Spaltungstendenzen gibt es einen zunehmenden Wunsch nach Gemeinschaft und Nähe. Da ist doch WWM die perfekte Show, oder?
Ja, das berühmte generationenübergreifende Lagerfeuer. Da sehe ich WWM tatsächlich als den fast einzigen Nachfolger von `Wetten, dass..?`.
Woran liegt genau der WWM-Erfolg?
Das Konzept ist simpel und für jeden verständlich. Man kann sich in der Sendung auch jederzeit ein- und wieder ausschalten. Jeder kann sein eigenes Wissen überprüfen und bekommt ein Gefühl für die Wertigkeit der richtigen Antwort. Ganz konkret: Wer zuhause die 500.000-Euro-Frage beantworten kann, geht mit einem anderen Gefühl ins Bett als wenn er oder sie schon bei 500 Euro scheitert.
Wie wichtig sind Format-Erneuerungen für den Erfolg?
Das ist eine gute Frage. Natürlich sollte man für Neuerungen immer offen sein. Gleichzeitig gibt es Sendungen, die es übelnehmen, wenn man ihren Markenkern beschädigt. Ich bin überzeugt, dass WWM zu dieser Art von Programmen gehört. Oder anders gesagt: Bei Autos unterscheidet man zwischen einer zwischenzeitlichen Modellpflege und der Produktion eines völlig neuen Modells. Insofern darf man an WWM durchaus kosmetisch arbeiten und zum Beispiel mal über eine zusätzliche Joker-Idee nachdenken. Aber ansonsten warne ich vor ständigen hektischen Bastelversuchen.
Welchen Einfluss am Erfolg haben gute Fragen?
Einen absolut entscheidenden. Deswegen bin ich von unserer Fragenredaktion – mind the company – auch seit Jahrzehnten restlos begeistert. Mit wieviel Liebe die vor allem im Bereich bis 500 Euro immer wieder neue und originelle Ideen entwickeln – das ist schon sensationell. Man muss bei einer guten Frage einfach Appetit bekommen, sie auch zu beantworten oder über die richtige Lösung zumindest mal nachzudenken.
Wie sehen die heutigen Spielertypen nach 1.500 Folgen aus?
Es gibt weiterhin die Sicherheitsfanatiker. Die wollen mit 16.000 Euro aus der Sendung rausgehen, weil Mama eine neue Küche braucht. Diesem Ziel ordnen sie alles, insbesondere die jeweilige Jokerwahl, unter. Die Zocker greifen hingegen nach den Sternen, durchaus auch in dem Bewusstsein, auf halber
Strecke abzustürzen. An diesen zwei Spielertypen hat sich in den Jahren wenig geändert.
Welche WWM-Geschichten sind Ihnen in Erinnerung geblieben?
Alle, die mit großen Emotionen verbunden waren. Mit Tränen des Glücks über sensationelle Gewinne und tiefer Verzweiflung, weil alles schief gegangen ist.
Ist Geld immer ein Aspekt?
Manchen geht es gar nicht primär um das Geld. Die Kandidaten wollen einfach sich und der Welt beweisen, dass sie diese Prüfung – samt meiner gelegentlichen Bosheiten – gut überstanden haben.
Welche „normalen“-Kandidaten sind Ihnen in Erinnerung geblieben?
Es sind so viele, deren Leben sich nach der Sendung verändert hat. Zum Beispiel der junge Aaron Troschke, der es nach der Sendung vom Brötchenverkäufer zum namhaften Influencer gebracht hat.
Welche „Promi“-Kandidaten?
Hape Kerkeling als Horst Schlämmer, der sofort meinen Moderationsstuhl geentert und mich zum Kandidaten gemacht hat.
Warum scheuen sich Berufsgruppen, wie z.B. Politiker oder Lehrer, beim Promi-Special mitzuspielen?
Deren Berater haben Angst, dass ihr Klient sich blamiert. Die wittern eine Fallhöhe, die ihrer Karriere schaden könnte. Ich nenne das immer das Angsthasensyndrom.
Welche „Specials“ würden Sie sich noch wünschen?
Mir sind die ´normalen´ Sendungen mit ebensolchen Kandidaten eigentlich am liebsten.
Wie lange möchten Sie WWM noch moderieren?
Solange es den Zuschauern, aber auch mir selbst noch Freude macht.
Macht Ihnen die WWM-Moderation immer noch Spaß?
Ja, sehr. Sonst hätten wir es auch nicht auf 1.500 Sendungen in 21 Jahren gebracht…